Garden,
sweet garden

Der heimische Garten entwickelt sich immer mehr zu einem Rückzugsort mit Wohlfühleffekt. Nach wie vor ist der gesteigerte Drang ins Freie, den die Lockdowns während der Coronavirus-Pandemie weltweit ausgelöst haben, bei den meisten Menschen ungebrochen. Auch in sozialen Netzwerken trendet das Thema seit langem, wie die britische Gärtnerin und Influencerin Amy Shore aus eigener Erfahrung weiß.

Ein Ort zum Verweilen. Mitten im dicht bewachsenen Garten hat Amy ihren Rückzugsort geschaffen.

Freude säen

Im Gewächshaus versucht sich Amy immer wieder an neuen Gemüse- oder Blumensorten. Die Möglichkeit, sich auszuprobieren, bietet ihrer Meinung nach nur ein Garten.

Wer Amys Garten auf Instagram sieht, bekommt schnell gute Laune. Zum Beispiel, wenn die drolligen Hühner über die Wege tippeln oder beim Anblick der verdrehten Riesenzucchini, die Amy sich um den Hals hängt. „Die heißen Tromboncino“, sagt sie mit dem freundlichen Lächeln, das ihre 110.000 Followerinnen und Follower aus ihren Reels und Storys nur zu gut kennen. Heute sitzt sie allerdings am Schreibtisch in ihrem Haus im ostenglischen Norfolk: „Ich habe vor zehn Minuten noch kurz nach den Hühnern geschaut, wie immer nach der Arbeit.“ Elf Hühner leben auf dem Grundstück. Bisher hält sie die beiden Rassen Cream Legbar und Pekin Bantam. Und mit Arbeit meint Amy nicht ihr Social-Media-Dasein. Alles rund um den Garten ist Freizeit. Und das soll so bleiben. Sie taucht am liebsten in ihre grüne Oase ab, um den Stress aus ihrem Vollzeitjob ganz schnell zu vergessen. Denn der spielt sich vor allem am Bildschirm ab. Als Rechercheurin erhebt sie Daten zur Nutzerfreundlichkeit digitaler Angebote, „von der Einrichtung eines Bankkontos bis zur Bestellung von Zugtickets“.

Am Anfang war viel Beton

Privat – und vor allem im Garten – geht Amy dagegen weniger analytisch vor, im Gegenteil: „Ich wache manchmal morgens auf und denke spontan: ‚Das werde ich heute machen. Und davon werde ich ein paar Fotos posten.‘“ Getreu dem Account-Namen „chicksandveg“ dreht sich meistens alles um Rettich, Tomaten, Kürbisse oder eben die elf Hennen. Aber auch Blumen sind eine große Leidenschaft von Amy: „Der Garten ist reich an Farben. Ich möchte, dass sich mein Garten voll anfühlt, dass alles bedeckt ist und dass er einfach ein Raum ist, in dem viel los ist.“ Für diesen Raum interessiert sich vor allem das eher junge Instagram-Publikum. Laut Amy hat eine neue Generation das Gärtnern für sich entdeckt, fernab vom Stereotyp des Ruheständlers mit viel Zeit. Junge Leute probieren sich aus, wollen Kreatives mit Frischluftarbeit verbinden. Aus diesem Wunsch heraus boomen Trends wie Urban Gardening oder das Selbstversorgen.

Aber dass Amys Garten heute überhaupt so bunt erstrahlt, liegt vor allem an dessen miserablem Ausgangszustand, wie sie sagt: „Meine wirkliche Leidenschaft für die Gartenarbeit kam, als wir 2017 hierherzogen. Damals war der Garten ein einziges Durcheinander.“ Beton, Kiesflächen, in der Ecke ein alter Schuppen, kaum Grün. „Wir mussten so oder so aufräumen“, erinnert sich Amy. Nach und nach wurde Grau zu Grün. Parallel fing sie an, die einzelnen Aufräumschritte in ihren Instagram-Storys festzuhalten: „Für mich war es immer eine Art Tagebuch, eine Möglichkeit, zu dokumentieren, was ich gelernt habe und was nicht funktioniert hat.“

Die verzinkten Metallbeete finden sich überall im Garten. Sie sind praktisch und robust.
»Ich möchte, dass sich mein Garten voll anfühlt, dass er einfach ein Raum ist, in dem viel los ist.«
Amy Shore

Sommerzeit

Für Amy bedeutet Sommer Blumen und viele Farben. Passende Pflegetipps gibt’s bei der jungen Britin regelmäßig.

Die Pandemie und der Boom

Das scheint tatsächlich viele zu interessieren. Videos zum Umbauprozess likten damals einige hundert Nutzerinnen und Nutzer, die Community wuchs langsam. Dann kam die Pandemie. Schon mit den ersten Lockdowns schnellte die Zahl der Followerinnen und Follower in die Höhe: „In den vergangenen 20 Monaten sind aus 30.000 erst über 40.000 und dann sogar mehr als 100.000 geworden.“ Für Amy fühlt sich das immer noch verrückt an, wenngleich sie weiß, dass der Boom nicht von ungefähr kam. Das bestätigen verschiedene Umfragen. Mehr als die Hälfte der von der deutschen Universität Geisenheim Befragten gab an, dass der Garten 2020 für sie wichtiger geworden sei. Ähnliches stellte 2021 eine internationale Gemeinschaftsstudie unter anderem der TU München, der University of Melbourne und der University of California fest: Von 3.700 befragten Gartenfans sagten 75 Prozent, dass ihr Garten während der frühen Phase der Pandemie eine immense Bedeutung für sie gehabt habe. „Kontakt zur Natur“, „Entspannen“ und „Aktivsein“ waren drei der meistgenannten Dinge, die Menschen im eigenen Grün suchten. Auch der Anbau ihrer eigenen Lebensmittel nahm in der Zeit zu. Die Wissenschaft weist dem Garten heilende Wirkungen zu.

Leckere Ernte

Paprika, Chilis, Karotten. Aus ihrem reichhaltigen Gemüseangebot zaubert Amy immer öfter leckere Gerichte. Die Rezepte stellt sie natürlich auch online.

Inspirierende Community

Der globale Trend zur grünen Privatoase erklärt allerdings nur in Teilen den Erfolg von Amys Kanal. Sie deutet es so: „Ich glaube, dass mein Kanal für die Leute eine Art Flucht ist. Es ist wahrscheinlich die Mischung aus Tipps und Anleitungen, aber es sind auch einfach schöne Bilder vom Garten.“ Im Kontakt mit der Community bekommt sie Inspiration für Videos oder für Anleitungen, die Leute sich wünschen. Und im Gegensatz zu manch anderen Diskussionskreisen auf Social-Media-Plattformen scheinen Garten­fans sehr freundlich zu sein: „Ich habe noch nie wirklich negative Kommentare auf Instagram bekommen. Nur Hinweise auf Dinge, die ich besser machen kann.“

Was interessiert ihre Follower eigentlich am meisten? Amy überlegt kurz: „Vor allem die Vorausplanung. Was säe ich wann? Welche Pflanzen füllen saisonale Lücken? So etwas.“ Misslingt eine Ernte oder geht eine Saat nicht auf, macht Amy kein Geheimnis daraus. Das ist ihr wichtig. Genau wie die Tatsache, dass „alles, was ich tue oder anbaue, jeder andere auch kann“.

»Alles, was ich tue, können andere auch.«
Amy Shore

Ei, Ei, Ei

Ihre Hühner sind für Amy mehr als ein Hobby. Daher gibt es neben Gartentipps immer wieder nützliche Informationen zur richtigen Haltung der putzigen Mitbewohner.

Auf Instagram dokumentiert Amy seit einigen Jahren ihre Fortschritte beim Gärtnern wie in einem Tagebuch.

Wertigkeit ist gefragt

Wenn Amy Setzlinge eintopft, Blumen bindet oder Beete umgräbt, kommt sie oft mit wenigen Gartengeräten aus. „Vieles kann ich mit den Händen machen“, sagt sie. Doch für ihre Hecke oder den Baumschnitt darf es auch etwas elektrische Hilfe sein. Praktischerweise ist ihr Mann ein professioneller Baumpfleger: „Seine STIHL Motorsäge habe ich tatsächlich für einen Blumentopf aus Holz genutzt. Sonst reicht mir meistens meine elektrische Heckenschere.“ Zum Verkaufsboom, der die Rückbesinnung auf die Gartenarbeit begleitet, hat Amy ebenfalls eine Beobachtung gemacht. „Es gibt einen großen Trend zu qualitativ hochwertigen Werkzeugen. Die Leute, die Zeit und Geld in ihren Garten investiert haben, wollen, dass die Dinge auch lange bleiben.“ Ihre nächste hoffentlich langlebige Anschaffung soll ein Laubbläser mit Häcksler werden.

Aber wie immer lässt sie das auf sich zukommen, genau wie die nächste Story auf Instagram. Denn hauptberuflich möchte Amy nicht auf den sozialen Medien sein. Sie will einfach tun, was ihr gefällt. Wenn das andere mögen, umso besser. Und für Menschen, die gerne etwas mehr im Grünen machen wollen, aber noch hadern, hat sie eine einfache Botschaft: „Fangt einfach an. Selbst ein Beet im Garten oder ein paar Töpfe, in denen etwas Neues wächst, können der Anfang von etwas viel Größerem sein.“

Amys GartenTipps

Baue das an, was du isst.

Viele Leute versuchen, alles Mögliche anzubauen, und dann haben sie keine Freude mehr am Ernten und Essen ihres Gemüses. Überlegt euch, was euch schmeckt, und kauft entsprechende Samen.

Vielfalt Schaffen!

Neben dem Gemüse ist es wundervoll, auch Blumen zu pflanzen. Erstens, weil sie schön und sehr bunt sind, und zweitens, weil sie Bestäuber und Bienen anlocken.

Hühner

sind sozial. Mit drei Tieren kann man gut anfangen, damit sie sich nicht allein fühlen. Wichtig dabei: Sie brauchen genug Platz.

Zuckererbsen

sind ein Muss für mich. Sie dürfen bei mir nicht fehlen.

Farben machen glücklich.

Je bunter der Garten, desto schöner. Ich hatte dieses Jahr fast 50 Dahliensorten im Beet, außerdem Astern, Löwenmäulchen und Skabiosen.

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