Produktion

Das Geschäftsjahr 2024 brachte für die STIHL Gruppe neue Entwicklungen und anspruchsvolle Aufgaben im Produktionsbereich mit sich. Um den dynamischen Marktbedingungen gerecht zu werden, setzte das Unternehmen gezielt auf Anpassungen und Optimierungen an seinen weltweiten Produktionsstandorten. Im internationalen STIHL Fertigungsverbund standen im vergangenen Geschäftsjahr vor allem Neuerungen im Akku-Segment im Mittelpunkt, die dazu beitragen, die Zukunftsfähigkeit und den langfristigen Erfolg der STIHL Gruppe zu sichern. Ebenso steht die Bündelung von Kompetenzen in Bereichen wie Betriebsmittelbau, in der Montage sowie bei Neuprojektierungen der weltweiten Produktionsstandorte im Fokus.

Weichenstellung für Akku-Produktion in Rumänien

Der internationale STIHL Fertigungsverbund unterstreicht mit einem neuen Standort in Oradea, Rumänien, den Stellenwert akkubetriebener Produkte. 2025 wird dort eine neue Produktionsstätte eröffnen, die sich ausschließlich auf die Akku-Pack- und Akku-Produkt-Fertigung spezialisiert. Mit dem ersten Spatenstich im März und dem Richtfest im Sommer wurden im vergangenen Geschäftsjahr die Weichen für eine zukunftsfähige Wachstumsstrategie gestellt. Der Standort in der an der Grenze zu Ungarn liegenden Großstadt beherbergt künftig auf einer Grundstücksfläche von 147.000 Quadratmetern eine Gebäudefläche von fast 47.000 Quadratmetern. Bis 2028 soll das Werk der ANDREAS STIHL POWER TOOLS S.R.L. rund 700 Mitarbeitende beschäftigen und so als neuer Fertigungsstandort der STIHL Gruppe perspektivisch die Wettbewerbsfähigkeit im Akku-Segment verbessern.

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Länder umfasst der internationale Fertigungsverbund der STIHL Gruppe nach der Eröffnung des neuen Standorts in Oradea, Rumänien.

Neues aus der Schweiz

Im Schweizer STIHL Kettenwerk werden neben Sägeketten auch Messer für verschiedene STIHL Heckenscheren und -schneider gefertigt, sowohl im Benzin- als auch im Akku-Segment. Eine neu angeschaffte Schleifmaschine bearbeitet seit dem vergangenen Geschäftsjahr 2024 lasergeschnittene Rohlinge im Tiefschleifverfahren und verleiht damit jedem Messer scharfe Schneidezähne. Die neue Anlage kann Messer mit bis zu einem Meter Schnittlänge fertigen und ist damit ein wichtiger Meilenstein in der Schweizer Produktion. Die langen Messer erfordern eine speziell angepasste Spannvorrichtung. Um dieser Herausforderung gerecht zu werden, hat der Schleifmaschinenhersteller sein Portfolio erweitert und eine neue Maschine entwickelt, die mit einem ausreichend langen Fahrtisch ausgestattet ist. Die neue Maschine schleift die Schneidezähne der Messer für die STIHL Produkte innerhalb weniger Minuten. Eine Besonderheit ist außerdem die eigens für den Prozess programmierte Benutzeroberfläche des HMIs (Human-Machine-Interface) – des Punkts, an dem Mensch und Maschine direkt miteinander agieren –, die den Umgang mit der Anlage vereinfacht. Die Maschine ist an die generelle Datenerfassung im Schweizer Kettenwerk angeschlossen. Dadurch kann der detaillierte Zustand erfasst werden, was die frühzeitige Fehlererkennung und effiziente Behebung von Störungen ermöglicht.

Montageautomatisierung bei STIHL Tirol

Der STIHL GTA 40 setzt als leistungsstarker Nachfolger des Erfolgsmodells GTA 26 neue Maßstäbe im Bereich der Akku-Gehölzschneider für professionelle Anwender (Kapitel Entwicklung). Die Hochlaufphase des neuen Geräts fand 2024 erfolgreich am STIHL Standort in Tirol statt. Die Einführung des GTA 40 brachte technische Neuerungen und anspruchsvolle Produktionsprozesse mit sich. Ein Meilenstein war die erstmalige Umsetzung eines professionellen Kettenspannverschlusses in der STIHL Gruppe, der ein prozesssicheres Montieren der Kette ermöglicht. Der GTA 40 ist damit das erste Gerät der STIHL Gruppe, bei welchem die Montage der Kette entlang der Schiene bereits an der Montageanlage erfolgt. Damit entfällt der aufwändige Prozess der Kettenspannung beim Fachhändler. Zudem überwachen die Montagestationen zu 100 Prozent den Kraft-Weg-Verlauf während des Fügeprozesses, um eine präzise Verbindung von Antriebswelle und Elektromotor zu gewährleisten. Die hohen Qualitätsstandards in der Montage sichert zudem ein speziell entwickelter End-of-Line-Tester (EOL-Tester) ab.

Eine weitere Neuerung in der Montage bei STIHL Tirol ist den neuen Rasenmähern der Serien 2 und 4 (Kapitel Entwicklung) zu verdanken: Am Standort in Langkampfen wurden dafür im abgelaufenen Geschäftsjahr neue, hochautomatisierte Montagebänder in Betrieb genommen. Die Anlagen zeichnen sich durch eine flexible und umrüstbare Fertigung aus, die es ermöglicht, sowohl Benzin- als auch Akku-Geräte mit drei unterschiedlichen Schnittbreiten auf einer einzigen Montagelinie zu montieren. Die neuen Systeme bieten durch ein spezielles Nachverfolgungssystem umfassende Möglichkeiten zur Dokumentation und Qualitätskontrolle. Ein hoher Automatisierungsgrad wird unter anderem zusätzlich durch Schraubautomaten für Lenker und Abdeckungen sowie durch eine automatisierte Verpackungsanlage erreicht.

Ebenfalls neue Montagebänder wurden eigens für den STIHL FSA 70 angefertigt: Die leistungsstarke STIHL Akku-Motorsense aus dem STIHL AP-System eignet sich für professionelle Mäharbeiten. 2024 wurde dafür in der österreichischen STIHL Niederlassung ein Transfersystem mit Langschaft konzipiert: Die spezielle Fördertechnik transportiert Bauteile über längere Distanzen entlang der Montagelinie, um so kontinuierlichen Materialfluss, optimale Platzausnutzung und Flexibilität durch modulare Anpassung zu gewährleisten – bei komplexen Produkten wie dem neuen STIHL Freischneider FSA 70 werden so die Effizienz, Ergonomie und Flexibilität in der Montage gesteigert. Auch Schraubautomaten für Griff- und Motorgehäuse vergrößern die Automatisierungsumfänge der neuen Linie.

Einblicke in die Montage in der STIHL Niederlassung in Tirol, Österreich

Neue Maßstäbe in der Akku-Produktion in Deutschland

Mit dem neuen Akku-Trennschleifer STIHL TSA 300 (Herausforderung trifft Chance) geht STIHL nicht nur bei der Produktentwicklung innovative Wege, sondern auch in der Montage. Die Investition in die hochmoderne Matrix-Montagestruktur am Stammsitz in Waiblingen im abgelaufenen Geschäftsjahr 2024 setzt neue Maßstäbe in der Produktion. Am flexiblen Montagesystem werden neben dem TSA 300 künftig bis zu sechs verschiedene STIHL Akku-Produkte montiert.

Das skalierbare System bietet maximale Flexibilität, um auf Marktschwankungen zu reagieren. Statt auf traditionelle Fertigungsstrukturen setzt STIHL auf eine lose Anordnung von Arbeitsplätzen und Automatikstationen, verbunden durch ein fahrerloses Transportsystem. Automatisierte Prozesse, wie die zentrale Verschraubung und die hochautomatisierte End-of-Line-Anlage, ergänzen die manuelle Expertise der Mitarbeitenden.

Bis 2027 wird die Kapazität der Struktur schrittweise erweitert, um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden. Die Montage der Zukunft bleibt damit effizient und anpassungsfähig – ein klares Bekenntnis zur Innovationskraft und zum Produktionsstandort am Hauptsitz von STIHL in Deutschland.

Am Ende des Geschäftsjahres 2024 wurde im deutschen Stammhaus eine weitere Akku-Produktion in der Montage in Betrieb genommen: Seit November läuft die Serienproduktion des Akku-Packs AP 500, des einzigen Akku-Packs im STIHL Portfolio, der auf Pouchzellen basiert. Auf einer Produktionsfläche von 180 Quadratmetern fertigt ein Team von fünf Mitarbeitenden pro Schicht die innovativen Akku-Packs, die mit ihrer hohen Energiekapazität und Kompaktheit die Leistung der STIHL Geräte maßgeblich verbessern. Die Montagelinie wurde intern geplant, die Fertigungsanlagen teilweise extern zugekauft und mittels internen Betriebsmittelbaus zu einem Gesamtsystem vervollständigt. Auf der neuen Montagelinie werden zu Beginn die Einzelzellen vollautomatisiert vorbereitet. Anschließend erfolgt durch Laserschweißen die Verbindung der Zellen, die in ein Aluminiumgehäuse eingefasst werden. Im nächsten Schritt wird die Elektronik aufgesetzt, verlötet und durch Verguss gegen äußere Einflüsse geschützt. Eigengefertigte Kunststoffteile komplettieren den Akku-Pack, bevor ein abschließender Funktionstest die Produktionsqualität sicherstellt.

Doppeltes Jubiläum

In über 160 Ländern der Welt können STIHL Produkte gekauft werden, denn über Jahrzehnte hinweg hat STIHL nicht nur ein engmaschiges Vertriebsnetz rund um den Globus aufgebaut, sondern sich auch in unzähligen Märkten als Traditionsmarke etabliert. Heute werden STIHL Geräte und deren Komponenten weltweit in sieben Ländern auf vier Kontinenten gefertigt. Gleich zwei der internationalen Produktionsgesellschaften feiern 2024 ihr 50-jähriges Bestehen: STIHL Inc. in den USA und das Kettenwerk in der Schweiz.

Beide Tochtergesellschaften wurden 1974 gegründet. Heute stellt STIHL Inc. die mittlerweile größte Produktionsstätte der STIHL Gruppe. In Virginia Beach begannen damals 50 Mitarbeitende mit der Montage von rund 12.000 Sägen im Jahr. Heute fertigt STIHL Inc. 100 Modelle der benzin- und akkubetriebenen Motorsägen und -geräte von STHL, bis zum Jahresende sind in der Fabrik dann in den letzten Jahrzehnten mehr als 100 Millionen Geräte hergestellt worden. STIHL gehört mit mehr als 2.700 Mitarbeitenden zu den größten privaten Arbeitgebern in der Küstenregion von Virginia. Die USA sind heute mit einem Umsatzanteil von rund einem Drittel der größte Einzelmarkt für STIHL.

Gemeinsames Bild von Dr. Nikolas Stihl und Chris Keffer, Geschäftsführer STIHL Inc. (USA) anlässlich des Jubiläums in den USA.
Der Beirats- und Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Nikolas Stihl (links) und Chris Keffer, Geschäftsführer von STIHL Inc. in den USA, präsentieren eine Jubiläumssäge mit US-Flagge.

Die Erfolgsgeschichte der Präzisionsarbeit in der Schweiz begann mit der Montage von Ketten in Wil im Kanton St. Gallen. Aus damals zwei Montagelinien mit sechs Beschäftigten in gemieteten Räumlichkeiten eines Reifenhändlers sind bis heute zwei Werke in Wil und Bronschhofen mit insgesamt rund 1.000 Beschäftigten entstanden. Heute werden in der Schweiz mehr als 70 verschiedene Sägekettentypen hergestellt, die weltweit exportiert werden. Dazu kommen rund 30 unterschiedliche Heckenscherenmesser.

Gruppenbild mit Dr. Nikolas Stihl anlässlich des Jubiläums in den USA.
Beim offiziellen Festabend wird eine kreative Holzschnitzerei zu Ehren des Schweizer Kettenwerks enthüllt. V.l.n.r.: Dr. Nikolas Stihl, Hans Peter Stihl, Carvingkünstler Lukas Senn, Dr. Rüdiger Stihl.